Foto: Hannah Assil, Sandeck
Bezirk Eisenstadt Umgebung, Freistadt Rust, Neusiedl am See; Seehöhe: 115–220 m
Landschaftsschutzgebiet Neusiedler See und Umgebung: LGBl. Nr. 22/1980, Größe: 41. 590 ha
Naturpark Neusiedler See – Leithagebirge: LGBl. Nr. 04/2006, Größe: 10.182 ha
Natura-2000-, FFH- und Vogelschutzgebiet Neusiedler See – Seewinkel (inklusive Naturschutzgebiete Hackelsberg, Jungerberg, Thenauriegel Breitenbrunn, Pfarrwiesen Illmitz, Goldberg (Ruster Hügelland)): AT1110137; Größe: 41. 735 ha
Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel (österreichischer Anteil): LGBl. Nr. 28/1993; Größe: 9. 064 ha
UNESCO-Biosphären-Reservat Neusiedler See: 23. 922 ha
Ramsar-Gebiet Neusiedler See und Lacken im Seewinkel: Größe: 44. 229 ha
UNESCO-Welterbe Neusiedler See: Größe: 50. 965 ha
Eingebettet zwischen dem Leithagebirge, dem Ruster Hügelland und den Ebenen der Parndorfer Platte und des Seewinkels liegt das etwa 320 km² große Seebecken des Neusiedler Sees mit seiner offenen Wasserfläche und dem ausgedehnten Schilfgürtel. Die Begrenzung des Seebeckens durch erhöhte Landschaftsstrukturen an drei Seiten bewirkt, dass der See bei Hochwasser nur Richtung Osten entwässern kann.
Die gesamte Region stellt einen einzigartigen Natur- und Lebensraum dar, der besonders für die Vogelwelt essentielle Bedeutung besitzt.
Mehrere tektonische Ereignisse führten vor etwa 20 000 Jahren zur Entstehung einer über jungtertiären Ablagerungen liegenden flachen Wanne, die sich allmählich mit Wasser füllte. Klimatische Faktoren wie Niederschlag und Verdunstung bestimmen auch heute weitgehend den Wasserhaushalt des einst abflusslosen Sees. Die Wulka, der einzige nennenswerte Zufluss, kann nur zu einem geringen Teil die Verdunstung wettmachen. Um die großen jahreszeitlichen Schwankungen des Wasserstandes auszugleichen und großflächige Überschwemmungen zu verhindern, wurde mit dem 1910 fertig gestellten Einserkanal ein künstlicher Abfluss geschaffen.
Bedingt durch die geringe Wassertiefe von im Durchschnitt etwas mehr als einem Meter wird der See bei Wind aufgewühlt und stark mit dem Bodensediment durchmischt. Dies führt zu intensiver Trübung des Wassers. Eine weitere Besonderheit des Sees ist der Salzgehalt (Soda [Natriumcarbonat] und zu einem geringen Teil Glaubersalz [Natriumsulfat]), der durch die hohen sommerlichen Verdunstungswerte noch verstärkt wird. Alle diese Faktoren zusammen haben den westlichsten Steppensee Europas entstehen lassen, der in eine pannonische Landschaft eingebettet ist, die mosaikartig mit rund 50 Salzlacken und Sandgebieten, mit Niedermooren, Mager- und Trockenrasen und mit von Löss geformten Steppenrelikten verzahnt ist.
Die rechtliche Anerkennung des Gebietes als „Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel“ erfolgte 1992 mit einem Beschluss des Burgenländischen Landtags. Der grenzüberschreitende Nationalpark stellt einen Naturraum mit einer Flächengröße von etwa 10.000 ha auf österreichischer und etwa 22.000 ha auf ungarischer Seite dar.
Aufgrund der besonderen Klima- und Bodenbedingungen konnte sich ein für Europa einzigartiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen entwickeln, der allein mehr als 300 Vogelarten Überlebensmöglichkeiten bietet. Neben der Anerkennung des Gebietes als Natur- und Landschaftsschutzgebiet, Natura-2000-Gebiet und Ramsar-Gebiet, wurde die Region Neusiedler See wegen ihrer internationalen Bedeutung im Jahre 2001 – grenzüberschreitend wie der Nationalpark – zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.
Als wichtige wissenschaftliche Forschungsstätte für den Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel und die gesamte Region fungiert die im Jahre 1971 errichtete Biologische Station Illmitz (Fally 2010, Weinzettl 2010).
Im folgenden werden die wichtigsten Teilgebiete des Nationalparks vorgestellt.
Sandeck – Neudegg (Naturzone und am östlichen Rand Bewahrungszone):
Dieses Gebiet stellt mit der an der ungarischen Grenze anschließenden Naturzone das Kernstück des Nationalparks dar. Jeglicher menschlicher Eingriff und Einfluss (auch die Jagd und Fischerei) ist untersagt. Das Gebiet umfasst die freie Wasserfläche des südlichen Seeteils („Silbersee“), die Große Schilfinsel und das ausgedehnte Röhricht am Ufer von Sandeck und Neudegg.
Im Bereich Sandeck zeichnen sich die offenen Sandlebensräume des Seedammes durch extreme Temperaturbedingungen und geringe Wasserverfügbarkeit aus. Der im pannonischen Raum häufig auftretende Wind führt zu Umlagerungen des Sandes, wodurch in Zusammenwirkung mit den hohen Temperaturen die Bildung von Bodenhumus nur sehr langsam erfolgt. Pflanzenarten, die auf derartigen, offenen Sandstandorten vorkommen, sind in Österreich äußerst selten. Viele dieser Arten sind daher in der Roten Liste gefährdeter Pflanzenarten zu finden. Vor allem die auf das Vorkommen offener Sandstellen angewiesenen Arten sind zum Teil stark gefährdet, wie zum Beispiel Sand-Wegerich / Plantago arenaria, Montpellier-Schneckenklee / Medicago monspeliaca oder Kegel-Leimkraut / Silene conica. Typische Arten der Sandtrockenrasen, die auch von botanisch weniger versierten Besuchern wahrgenommen werden können, sind Pfriemengras und Federgras (Stipa capillata und Stipa joannis), die im Sommer einen eindrucksvollen Aspekt ausbilden. Bei Sandbrachen (stillgelegten Acker- und Weingartenflächen im Bereich von Sandstandorten) hängt die ökologische Bedeutung vor allem von der Nährstoff- und Wasserversorgung ab. Arten der Sandflächen und seltene Ackerwildkräuter kommen nur auf nährstoffarmen, ungedüngten Standorten vor.
In Neudegg ist der Seedammrücken landseitig eines Waldes auf seiner gesamten Länge von Trockenrasen bedeckt. Nördlich der Jagdhütte sind pannonische Halbtrockenrasen / Cirsio-Brachypodion ausgebildet, an feuchteren und nährstoffreichen Stellen finden sich mehrfach auch Glatthaferwiesen / Arrhenatherion. Die ausgedehnte, fast einen Kilometer lange Aufforstung besteht in erster Linie aus Hybrid-Pappeln / Populus ×canadensis, Eschen-Ahorn / Acer negundo und Schmalblatt-Ölweide / Elaeagnus angustifolia. In den feuchteren Abschnitten wurden auch Eschen / Fraxinus excelsior und Schwarz-Erlen / Alnus glutinosa gepflanzt, als Anflug treten Silber-Pappeln / Populus alba auf. Im westlichen Teil des Waldes herrschen Hoch-Götterbaum / Ailanthus altissima und Robinie / Robinia pseudacacia vor. Im Unterwuchs treten als natürliche, dem Standort entsprechende Gehölzarten Feld-Ahorn / Acer campestre und in der Strauchschicht Schlehen / Prunus spinosa und Liguster / Ligustrum vulgare auf. Die Vegetation im Seevorgelände weist eine typische Zonierung auf, die vom Fuß des Seedamms bis zur Wasserfläche des Sees reicht. Während seeseitig auf weiten Strecken reines Schilfröhricht dominiert, schließen landseitig Uferseggensümpfe sowie Röhrichtbestände mit Grau-Teichbinse / Schoenoplectus tabernaemontani und Strand-Knollenbinse / Bolboschoenus maritimus an. In der salzhaltigen Uferzone sind Salzsumpfwiesen / Juncion gerardii ausgebildet, die durch die dominierende Salz-Simse / Juncus gerardii und den Salz-Dreizack / Triglochin maritima gekennzeichnet sind. Ebenso häufig kommen flächige Bestände des Kriech-Straußgrases / Agrostis stolonifera vor, eingestreut finden sich an stärker salzbetonten Standorten Massenbestände der Pannonien-Salzaster / Tripolium pannonicum. Im Südostteil des Seevorgeländes finden sich Salzschwaden-Rasen / Puccinellion limosae mit eingestreuten, relativ großflächigen Zickstellen. (Kohler & Korner 2006).
Illmitz – Hölle (Naturzone, einige Lacken sind Bewahrungszone):
Zum Gebiet gehören der Obere und Untere Stinkersee, der Illmitzer Zicksee, der Kirchsee, der Obere und Untere Schrändlsee und der Albersee. In diesen Salzlacken, deren Salze aus dem geologischen Untergrund stammen, und angrenzenden Salzfluren hat sich eine spezifische Fauna und Flora ausgebildet, wobei vor allem das Österreich-Glasschmalz / Salicornia prostrata, die Klein– und Groß-Salzmelde / Suaeda prostrata, S. pannonica und die Salz-Kresse / Lepidium cartilagineum hervorzuheben sind. Auf salzärmeren Standorten sind Salz-Löwenzahn / Taraxacum bessarabicum, Lücken-Segge / Carex distans und Strand-Wegerich / Plantago maritima zu finden.
Die Vegetation ist von zwei salzgeprägten Bodentypen stark beeinflusst. Wenn in Trockenperioden das Salz mit dem aufsteigenden Wasser nach oben wandert und weiße Salz-Ausblühungen bildet, spricht man von Solontschakböden. Dieser Bodentyp ist äußerst humusarm und kann nur von hochspezialisierten, salztoleranten Pflanzen (Halophyten) bewachsen werden. Falls der salzführende Horizont in etwa 35‒70 cm Tiefe liegt und von tonigen, salzarmen Schichten bedeckt ist, spricht man von Solonetzböden (Weinzettl 2010).
Der Wasserstand der Salzlacken sinkt in der Regel im Sommer und Herbst, sodass große Uferflächen für eine Besiedlung frei werden. Große Flächen dieser nur kurz überschwemmten Uferbereiche werden von wiesenartigen Salzschwaden-Rasen / Puccinellion limosae eingenommen. Die beiden wichtigsten Pflanzenarten dieser Fluren sind der Neusiedlersee-Salzschwaden / Puccinellia peisonis, auch „Zickgras“ genannt, sowie die Pannonien-Salzaster / Tripolium pannonicum. Als weitere Arten findet man gelegentlich noch die Flügel-Schuppenmiere / Spergularia maritima. Das Zentrum der Salzlacken schließlich ist der Lebensraum einer der interessantesten Salzpflanzen-Arten, des Dorngrases / Crypsis aculeata (Kohler & Korner 2006).
Das Gebiet östlich des Oberen und Mittleren Stinkersees wird durch ein stark unruhiges Relief geprägt, hier findet ein kleinräumiger Wechsel von etwas höher gelegenen Halbtrockenrasenniveaus und feuchten, meist schilfbestandenen Senken statt. Das Areal auf Höhe des Unteren Stinkersees wird von ausgedehnten Wiesenflächen geprägt, die pflanzensoziologisch den Pfeifengraswiesen / Molinion zuzuordnen sind. Auf weniger feuchten, aber frischen bis trockenen Standorten dominiert die Glatthaferwiese / Arrhenatherion.
Standorte mit Staunässe bzw. längerer Überstauung begünstigen das Aufkommen des Europa-Schneidrieds / Cladium mariscus, durchsetzt mit Schilf / Phragmites australis. Kleinflächig sind Niedermoorböden zu finden, und etwas weiter verbreitet treten Bestände von Schwarz-Kopfried / Schoenus nigricans auf (Kohler & Korner 2006).
Informationsvideo des Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel: „Willkommen in der Hölle“.
Podersdorf – Karmazik (Naturzone und Bewahrungszone)
Nördlich der Naturzone Illmitz – Hölle dehnt sich der Schilfbereich, der zur Naturzone gehört, bis zur südlichen Grenze von Podersdorf aus. Die Flächen zwischen dem Schilfgürtel und dem Seedamm entlang des Radweges von Illmitz nach Podersdorf, die auch als Seevorgelände bezeichnet werden, und die östlich des Radweges gelegenen Weideflächen, die wegen der Beweidung mehr oder weniger frei von Schilf sind, bilden die Bewahrungszone.
Als botanische Besonderheiten treten in den von den Pferden geöffneten Uferbereichen Arten der Schlammlingsfluren wie das Braun– und das Salz-Zypergras / Cyperus fuscus und C. pannonicus sowie die stark gefährdete Europa-Salzbunge / Samolus valerandi und die Stech-Teichbinse / Schoenoplectus pungens auf.
Ein wesentliches Landschaftselement des Gebietes ist der Seedamm, der durch Windverfrachtung und die Einwirkung von Eisstoß-Ereignissen (Anhäufung von Eisschollen des Neusiedler Sees, die durch heftige Winterstürme ans Ostufer geschoben werden) entstanden ist. Südlich von Podersdorf wurde er auf fast 1 km Länge aufgeforstet. Bei dieser Aufforstung wurden in erster Linie Hybrid-Pappeln / Populus ×canadensis verwendet, weiters Robinie / Robinia pseudacacia , Esche / Fraxinus excelsior und Eschen-Ahorn / Acer negundo (Kohler & Korner 2006).
Apetlon – Lange Lacke (Bewahrungszone)
Die Lacken des Seewinkels sind ein Relikt der letzten Eiszeit, in der sich über wasserundurchlässigen Schichten riesige Eislinsen gebildet haben. Um diese herum hat die Donau ihr Schottermaterial abgelagert. Nach dem Abschmelzen des Eises blieben flache Senken zurück, die sich mit Wasser füllten. Dass es diese Mulden auch nach Tausenden von Jahren noch gibt, ist auf die Auswehung von Sedimenten in den Austrocknungsphasen der Lacken zurückzuführen. Je nach Untergrund unterscheidet man Weiß- und Schwarzwasserlacken. Weißwasserlacken entstehen durch anorganische Stoffe, die durch ständige Wasserbewegung in Schwebe gehalten werden. Das einfallende Licht reflektiert an den Trübpartikeln und bewirkt so eine silbergraue Farbgebung, wie sie bei der Langen Lacke augenscheinlich ist. Die Farbgebung der Schwarzwasserlacken stammt hingegen von den braun gefärbten Humusstoffen (Weinzettl 2010).
Die Lange Lacke weist eine typische Zonierung auf, die vom Lackenboden beginnend im trockenfallenden Uferbereich halophytische Gesellschaften mit Flügel-Schuppeniere / Spergularia maritima, Groß-Salzmelde / Suaeda pannonica, Spieß-Melde / Atriplex prostrata und Dickblatt-Gänsefuß / Chenopodium chenopodioides beherbergt. Am Westufer der Langen Lacke ist im Anschluss an die Trockenrasen-Bereiche eine etwas flachere und breitere Uferzone ausgebildet. An der westlichen Wörthenlacke kommt bei sinkendem Wasserstand ein Massenbestand von Salz-Zypergras / Cyperus pannonicus im Übergangsbereich zum Schilfröhricht / Phragmition auf. Die Strand-Knollenbinse / Bolboschoenus maritimus, die eigentliche Leitpflanze der Brackröhrichte, tritt nur kleinflächig als dominante Art auf. Sie wird im größeren Teil des Uferverlaufes vom wüchsigeren und konkurrenzkräftigeren Schilf verdrängt.
Ein deutlicher Geländesprung ist am Rande der Lackenmulden wahrnehmbar, vor allem an den jeweiligen Ostufern. Hier werden und wurde auch in früherer Zeit offensichtlich durch die vorherrschenden Westwinde der Wellenschlag und die mechanische Wirkung des Eises wirksam, sodass sich eine Geländestufe von etwa 0,5–1 m entwickelt hat. Die Vegetation dieser Sandrücken beherbergt größere Mengen von Hundszahngras / Cynodon dactylon und je nach Beweidungsintensität mehr oder weniger starke Populationen von Hochgräsern wie Wiesen-Knäuelgras / Dactylis glomerata oder Schilf / Phragmites australis. Bemerkenswert ist das häufige Auftreten der Färber-Scharte / Serratula tinctoria. Botanisches Highlight ist zweifellos das Einjahrs-Kampferkraut / Camphorosma annua, das an mehreren Standorten an der Langen Lacke vorkommt und zu den seltensten Halophyten des Gebietes zählt.
Die Uferzone der östlichen Wörthenlacke wird durch eine eher trockenheitszeigende Vegetationseinheit mit Strand-Wegerich / Plantago maritima und Herbst-Zahntrost / Odontites vulgaris, aber auch die typischen Varianten dieser Gesellschaft mit dominantem Neusiedlersee-Salzschwaden / Puccinellia peisonis geprägt (Kohler & Korner 2006).
Informationsvideo des Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel: „Die Lange Lacke“.
Zitzmannsdorfer Wiesen (Bewahrungszone)
Die Zitzmannsdorfer Wiesen sind ein ausgedehntes, wechselfeuchtes Wiesenareal am nordöstlichen Seeufer, das seinen Namen von der im Jahre 1529 von den Osmanen zerstörten und nie wieder aufgebauten Ortschaft Zitzmannsdorf hat. Die Fläche bildet ein abwechslungsreiches Vegetationsmosaik als Folge unterschiedlicher Standortbedingungen mit trockenen und feuchten Bereichen bis hin zu Salzwiesen (Weinzettl 2010, Köllner 1983, Fischer 2013).
Die Quellaustritte und Flutmulden der Zitzmannsdorfer Wiesen stellen außergewöhnliche Standorte dar, an denen Bedingungen herrschen, die normalerweise für Moore typisch sind. Daher kommen in diesen Bereichen einige so genannte dealpine Arten (Eiszeitrelikte) vor. Diese Pflanzen findet man in Westösterreich in Feuchtwiesen und Niedermooren häufiger, hier im Burgenland liegt jedoch ihre östliche Verbreitungsgrenze. Zu diesen Arten zählen Weiß-Germer / Veratrum album, Bitterklee / Menyanthes trifoliata, Mehl-Primel / Primula farinosa, Fettkraut / Pinguicula vulgaris und Glanzständel / Liparis loeseli.
Im Übergangsbereich zum Seevorgelände liegen ausgedehnte Flachmoorgesellschaften mit dem Schwarz-Kopfried / Schoenus nigricans als bestandesbildender Art. Hier treten Orchideen wie Sumpf-Ständelwurz / Epipactis palustris, Mücken-Händelwurz / Gymnadenia conopsea sowie als Flachmoorart das Sumpf-Herzblatt / Parnassia palustris auf. Prägendes Element des Grünlands sind vor allem die Pfeifengraswiesen / Molinion mit typischen Arten (Lungen-Enzian / Gentiana pneumonanthe, Teufelsabbiss / Succisa pratensis, Färber-Scharte / Serratula tinctoria, Blau-Pfeifengras / Molinia caerulea, Rosmarin-Kriech-Weide / Salix repens subsp. rosmarinifolia, von denen einige auf der Liste der gefährdeten Arten des Burgenlandes angeführt sind. Unmittelbar im Bereich von Weiden am See, am südlichen Güterweg, der die Zitzmannsdorfer Wiesen begrenzt, befinden sich zum Teil wechselfeuchte bis feuchte Mähwiesen. Die punktuell eingestreuten Salzstandorte sind vor allem durch das Vorkommen der Salzwiesen-Schwertlilie / Iris spuria und Grau-Steppenaster / Galatella cana bemerkenswert und als besondere Kostbarkeit der höchst gefährdete, vom Aussterben bedrohte Schlitzblatt-Wermut / Artemisia laciniata (Kohler & Korner 2006). Auf trockenen Standorten wachsen bzw. wuchsen botanische Raritäten wie Boden-Tragant / Astragalus exscapus (verschollen), Grauscheiden-Federngras / Stipa joannis, Zwerg-Schwertlilie / Iris pumila.
Informationsvideo des Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel: „Die Zitzmannsdorfer Wiesen“.
Waasen – Hanság (Bewahrungszone)
Der Waasen, der in Ungarn als Hanság bezeichnet wird, liegt im äußersten Südosten des Neusiedlersee-Gebietes. Ursprünglich handelte es sich um ein ausgedehntes Niedermoor- und Erlenbruchwaldgebiet, das besonders durch die Errichtung des Einserkanals und durch den damit verbundenen Drainage-Effekt langsam austrocknete.
Die Vegetation entspricht weitgehend dem Typus der Pfeifengraswiesen / Molinion beziehungsweise der Feuchtwiesenbrachen, die jedoch durch Entwässerungsmaßnahmen deutliche Tendenzen zu Wechselfeuchte bzw. Wechseltrockenheit zeigen. Daher kommen neben Arten der Pfeifengraswiesen auch Elemente der pannonischen Halbtrockenrasen / Cirsio-Brachypodion in den Wiesenbeständen vor (Weinzettl 2010).
Eine Besonderheit dieses Gebietes ist das Vorkommen der Moor-Birke / Betula pubescens, die sonst saure Böden und kühles Klima bevorzugt.
Als besondere Attraktion in diesem Gebiet gilt die extrem scheue und auf Störungen äußerst empfindlich reagierende Großtrappe / Otis tarda. Weiters kommen in diesem Areal der Große Brachvogel / Numenius arquata, die Wiesenweihe / Circus pygargus, die Wachtel / Coturnix coturnix und die Sumpfohreule / Asio flammeus vor (Kohler & Korner 2006).