Ein Projekt im Rahmen der Ländlichen Entwicklung – Sonstige Maßnahmen
Wegränder und Straßenböschungen – im Alltag oft wenig beachtet - entpuppen sich bei näherer Betrachtung als wahre Zentren der Artenvielfalt. Sie säumen unsere Straßen und Wege und bilden als "ökologische Zierleisten" der Landschaft oft letzte Refugien für zahllose Pflanzen- und Tierarten.
Im Zuge dieses LEADER – Projekts werden die Weg- und Straßenränder in den Gemeinden Neuhodis und Rechnitz im Naturpark Geschriebenstein-Irottkő vegetationsökologisch und zoologisch kartiert. Auf dieser Grundlage werden ein Datenverwaltungssystem und ein Managementplan für die laufende Pflege und Mahd erstellt. Dies soll Ausgangspunkt und Grundlage für ökologisch verträgliche Wegrandarbeiten in den Gemeinden des gesamten Burgenlandes werden. Ein wichtiges Element ist die breite Öffentlichkeitsarbeit, die die Bedeutung wertvoller Wegränder kommuniziert.
Im Sommer blühen an Straßen- und Wegrändern Mohnblume, Schafgarbe, Wegwarte oder Natternkopf und bereichern so die Landschaft mit bunten Farbtupfern. Aber nicht nur optisch haben diese Saumbiotope einiges zu bieten: Sie versorgen mit ihrem Nektar zahllose Insektenarten, beispielsweise Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge, und dienen oft als Lebensraum für deren Larven.
Daneben haben naturnahe Wegränder in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft eine enorm wichtige Funktion als Trittsteinbiotope. Für eine Vielzahl von Kleintieren sind die Seitenstreifen entlang der Wege nämlich nicht nur Lebensraum, sondern auch Wanderstrecken. Molche, Kröten und Frösche können auf diesen linearen Strukturelementen ebenso wie Eidechsen und Blindschleichen sowie viele Insekten von einem Biotop zum anderen gelangen.
Dennoch ist das Blütenmeer am Wegesrand in den letzten Jahren ein seltener Anblick geworden. Die weitverbreitete Praxis des mehrmaligen Häckselns der Wegränder im Jahresrhythmus verringert die Artenvielfalt dramatisch und tötet weitaus mehr Tiere als eine einmalige Mahd. Oft werden diese Straßenränder zeitlich schlecht koordiniert und zu oft geschlegelt, obwohl keine Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit zu befürchten wäre.
Dies kann dramatische Folgen haben: Sind diese Lebenslinien nämlich nicht mehr vorhanden oder unterbrochen, so kann zwischen den Lebensräumen kein Austausch von Individuen mehr stattfinden, was zu einer genetischen Verarmung führt. Im Extremfall können ganze Populationen durch Inzucht allmählich aussterben.
Daher ist es wichtig, durch die Erhaltung und ökologische Reaktivierung der in ihrer Bedeutung lange verkannten Wegraine Biotopverbundsysteme auf- und auszubauen. Ein möglichst engmaschiges Netz solcher Streifenbiotope könnte den Anfang eines Überlebensprogramms für die Kleinlebewesen in unserer agrarisch dominierten Landschaft darstellen.
Dieses Projekt wird in den Gemeinden Rechnitz und Markt Neuhodis im Naturpark Geschriebenstein-Irottkő umgesetzt. Hier soll ein landesweites Beispiel für richtige, ökologisch verträgliche Wegrandpflege gesetzt werden.
Kontakt: Dr. Klaus Michalek, 0664 845 30 47
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