Hecken-Wollafter – seltener Nachtgeselle im Leithagebirge

Heckenwollafter
Foto: U. Straka

Nachtfalter sind eine Insektengruppe mit hoher Diversität. In Österreich stehen ca. 3850 so genannte Nachtfalter 215 Tagfalterarten gegenüber (Huemer 2007, 2013). Dämmerungs- und nachtaktive Insekten haben stark in ihrem Bestand abgenommen. In der Roten Liste ausgewählter Nachtfalter in Österreich werden 800 Arten behandelt. 7,3 % von ihnen, darunter auch der Hecken-Wollafter (Eriogaster catax), gelten als in ihrem Bestand gefährdet. 21,9 % der untersuchten Arten wurden noch höher eingestuft, nämlich als ausgestorben bzw. verschollen, als vom Aussterben bedroht oder als stark gefährdet (Huemer 2007).

Schmetterlinge sind aufgrund ihrer Habitatansprüche oft stark spezialisiert. So legt der Hecken-Wollafter in Österreich seine Eier nahezu ausschließlich auf Weißdorn, deutlich seltener auf Schlehe ab. Die Raupen fressen anfangs ausschließlich Knospen, Blüten und Blätter dieser beiden Straucharten. Die Sträucher stehen sonnenexponiert in Gehölzzeilen, an Waldrändern, in lichten Wäldern oder auf verbuschenden Trockenrasen und Grünlandbrachen. Die Weibchen des Hecken-Wollafters tragen, wie andere der Gattung Eriogaster (Wollafter), einen wolligen Afterbusch am Hinterleibsende (Name!). Mit dessen Haaren wird das Gelege zum Schutz und zur Tarnung bedeckt.

Die Vorkommen des Hecken-Wollafters im Burgenland liegen v. a. im Norden des Landes im Bereich des Leithagebirges (Höttinger 2005). Eine Teilpopulation lebt am Gruibert-Trockenrasenrest und in seiner Umgebung (Gemeinde Winden am See). Im Rahmen von „vielfaltleben“, einer Kampagne des Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und des Naturschutzbundes Österreich in Kooperation mit BirdLife Österreich, UWD und WWF, wurden hier 2019 und 2020 Bestandserhebungen und im Februar 2020 Lebensraumverbesserungsmaßnahmen durchgeführt (Reiter 2020 a, 2020 b). Das Projekt wurde gefördert durch Mittel von Bund (BMLRT) und EU. Die Pflegearbeiten wurden vom Naturschutzbund Burgenland in Kooperation mit den VBNO-Bezirksgruppen Eisenstadt Umgebung und Neusiedl am See (Verein der Burgenländischen Naturschutzorgane) organisiert. Neben Vertretern beider Organisationen halfen auch der Besitzer der Fläche und zwei seiner Arbeiter mit. Vorrangig entfernt wurden Roter Hartriegel und Flaum-Eiche, ferner z. B. auch Berberitze, Gelber Hartriegel, Wolliger Schneeball, Gemeine Esche und Feldahorn. Weitere Entbuschungen in den nächsten Winterhalbjahren sollen dazu beitragen, den Bestand des Hecken-Wollafters im Bereich des Leithagebirges lokal zu sichern.

Die gesamte Gruppe, die am 29. Februar 2020 bei den Entbuschungsarbeiten am Gruibert mitwirkte. Zwei fast ausgewachsene Raupen des Hecken-Wollafters auf einem Weißdorn (Gruibert, 17.4.2019).

Autor:

DI Dr. Anton Stefan Reiter

E-Mail: anton_stefan.reiter@aon.at

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