Ein Projekt im Rahmen der Ländlichen Entwicklung - Sonstige Maßnahmen
Vor allem in den oberen Flussabschnitten zeichnet sich die Lafnitz durch eine hohe Naturnähe aus und kann stellenweise noch ihre volle Dynamik entfalten. Damit hat sie den meisten anderen Flüssen Ostösterreichs einiges voraus und beherbergt gerade deshalb noch eine vergleichsweise große Zahl an heimischen Fischarten, darunter auch viele seltene und österreich- oder europaweit gefährdete Vertreter. Fasst man alle Fischregionen zusammen umfasst das ursprüngliche Artenspektrum der Lafnitz 44 Arten, von denen immerhin 38 auch heute noch - zumindest vereinzelt - anzutreffen sind. Dazu gibt es heute noch rund 10 standortfremde Neozoen, die im Laufe des 20. Jahrhunderts gezielt eingesetzt wurden oder eingewandert sind.
Fast 20 Fischarten der Lafnitz sind einer der drei höchsten Klassen der Roten Liste gefährdeter Fischarten Österreichs zuzuordnen, also vom "Aussterben bedroht", "stark gefährdet" oder "gefährdet." Eine genaue Erhebung der Bestände ist somit nicht nur für die Fischerei, sondern auch für den Artenschutz von hohem Interesse. Der Naturschutzbund Burgenland hat daher mit einem dreiteiligen Projekt ein umfassendes Monitoring des Fischbestandes in der Lafnitz durchgeführt. Im Herbst 2012 und 2013 wurden zwischen Rohrbach und der Staatsgrenze insgesamt 18 Standorten befischt, eine neuerliche Aufnahme von 10 Strecken zwischen Rohrbach und Wolfau fand im Herbst 2014 statt.
Leider wurde durch die Ergebnisse bestätigt, was von lokalen Fischern und Naturbeobachtern schon seit Jahren gemeldet wird: Die Fischbestände in der Lafnitz sind rückläufig. Auch in den unverbauten, naturnahen Abschnitten sind zum Teil dramatische Einbrüche zu verzeichnen, so dass der ökologische Gesamtzustand des Flusses neu bewertet und hinterfragt werden muss. Die möglichen Ursachen hierfür sind vielfältig und greifen in komplexer Weise ineinander.
Der Äschenpopulation der Lafnitz kommt in zweierlei Hinsicht eine besondere Bedeutung zu: Zum einen handelt es sich hier um die einzige reproduzierende Äschenpopulation im Burgenland, zum anderen ist der Äschenstamm in genetischer Hinsicht eine Besonderheit. Wie eingehende Untersuchungen an der Universität Graz ergeben haben, unterscheidet sich die Äschenpopulation der Lafnitz genetisch von Populationen anderer Flusssysteme wie jenem der Donau oder der Drau. Zur Stützung des Bestandes hat der Naturschutzbund eine Nachzucht der Äsche vor Ort in einer Anlage in der Gemeinde Lafnitz geplant. Derzeit musste dieses Vorhaben jedoch unterbrochen werden, da im Ort Lafnitz ein Kleinkraftwerk erichtet wird und technische Nachbesserungen erforderlich sind. Mittelfristig ist es das Ziel, einen kleinen (immer wieder zu erneuernden) Stamm an Elternfischen in der Anlage zu hältern, welche im Frühjahr zum Abstreifen ausgefangen werden können. Die Nachzuchtanlage – die nicht nur der Äsche, sondern auch anderen Fischarten dienen kann – ist ein neuer Weg der fischereilichen Bewirtschaftung und fischökologischen Betreuung.
Kontakt: Dr. Georg Wolfram, 0650 / 94 01 320